Laufende nationale Forschungsprojekte
Doktoratskolleg International Graduate School (FWF) - Wolfgang Spickermann
FWF SFB - Partner: Boban Arsenijevic
FWF SFB - Partner: Georg Vogeler
Elise-Richter-Programm (FWF) - Victoria Shmidt
Bundesministerium Bildung, Wissenschaft und Forschung - Georg Vogeler
Bundesministerium Bildung, Wissenschaft und Forschung - Georg Vogeler
Land Steiermark - Ulrich Ermann
Land Steiermark - Laura Jung
FWF-Einzelprojekte
To the Northwest! Intra-Yugoslav Albanian migration (2020-2024)
Dr. Rory Archer, MA
This project seeks to account for the untold story of the intra-Yugoslav migration of Albanians from the southeast to the northwest of the country, from Kosovo (and Macedonia) to the Yugoslav socialist republics of Croatia and Slovenia. Two case studies are explored in detail through oral history interviews with Albanian migrants – Pula, a touristic town and regional centre of the Istrian Peninsula in northwest Croatia, and Velenje, an industrial and mining centre in central Slovenia. Both towns saw significant numbers of Albanian labour migrants during socialism. in providing a social history of Albanian migration, the research draws on scholarly innovations on race, ethnicity, class, gender and religion as well as the intersectionality of these categories of identification. It contributes to the fields of Yugoslav social history, Albanian studies, Migration studies (in Southeast Europe), Cold war history (comparing labour migration across socialist and capitalist borders), labour history and historical anthropology. While the project focuses on the movement of a particular group, Albanians, to a particular region (the socialist and later independent republics of Croatia and Slovenia), it contributes to broader discussions about migration, (racialised) ethnic minorities and identity on the Adriatic coast, Central Europe and the Balkans.
Demography and society in historical Southeastern Europe: a comparative analysis of variation between and within countries
Dr. Siegfried Gruber
Demografie und soziale Strukturen im historischen Südosteuropa: eine vergleichende Untersuchung der Unterschiede zwischen diesen Ländern und innerhalb dieser Länder Die historische Demografie in und über Südosteuropa ist im Vergleich zu den führenden Zentren dieser Forschung, die sich vor allem im Nordwesten Europas befinden, noch immer weniger entwickelt. Historische Überblicke über diese Region beschäftigen sich mit diesem Thema oft nur sehr am Rande; es gibt auch bisher noch keine Publikation, die sich ausschließlich mit diesem Thema in Südosteuropa während der letzten zwei Jahrhunderte beschäftigt – es gibt nur Publikationen über die Bevölkerungsgeschichte oder die historische Demografie eines einzelnen Landes oder ganz Europas. Die bisher vorliegenden Untersuchungen über regionale Unterschiede in der historischen Demografie eines Landes bzw. zwischen einzelnen Berufsgruppen betreffen die einzige Datenbank repräsentativer ländlicher und städtischer Bevölkerungen in Südosteuropa: Albanien aufgrund der Volkszählung 1918. Dieses Projekt ermöglicht ähnliche Untersuchungen in anderen Ländern dieser Region und vergleichende Untersuchungen zwischen diesen Ländern. Zu diesem Zweck werden Stichproben aller übrigen Länder Südosteuropas geschaffen, wobei auch städtische Bevölkerungen in großem Stil erfasst werden sollen. Folgende Forschungsfragen sollen beantwortet werden: Welche regionalen Unterschiede der Fertilität und Nuptialität gab es im historischen Südosteuropa? Welche regionalen Unterschiede gab es in historischen Haushaltsstrukturen und im Zusammenleben innerhalb eines Haushalts in Südosteuropa? Welche regionalen Unterschiede gab es in Bezug auf die familiären patriarchalen Strukturen? Welche Unterschiede zeigen die einzelnen Berufsgruppen bezüglich Heiratsmustern und Haushaltsgründung sowie Fertilität? Welche Einflussfaktoren waren für diese Unterschiede hauptverantwortlich? Die Mikrodaten werden aufgrund bereits vorhandener Codierungssysteme (IPUMS, NAPP, Mosaic, HISCO) codiert, dadurch ist sichergestellt, dass die neuen Daten in weiterer Folge mit bereits vorhandenen Daten vergleichbar sein werden. Die Analysen werden sich auf die Child-Woman-Ratio, das durchschnittliche Heiratsalter (Singulate Mean Age at Marriage – SMAM), den Anteil der unverheiratet Bleibenden, den Altersabstand zwischen den Eheleuten, den Patriarchatsindex und Maßzahlen des Zusammenlebens (dyadische Beziehungen – wer lebt mit wem?) stützen. Durch dieses Projekt würde die größte europäische Datenbank historischer Volkszählungsdaten außerhalb der bereits etablierten Zentren historisch-demografischer Forschung entstehen. Untersuchungen aufgrund dieser im großen Stil erweiterten Datenbasis werden Licht auf bisher dunkle Gebiete Südosteuropas hinsichtlich historischer Demografie, Haushaltsstrukturen und familiären Patriarchat werfen. Die neuen Daten werden der internationalen Forschungsgemeinschaft kostenlos zur Verfügung gestellt werden (open access) und dadurch sollen zusätzliche Möglichkeiten zur Forschung geschaffen werden, auch zu Forschungsfragen, die nicht zur historischen Demografie zählen. Die Zusammenarbeit in der Forschung soll gefördert und der Abstand zwischen Analysen auf der staatlichen Ebene und Dorfstudien sollte durch Analysen auf der regionalen Ebene überbrückt werden.
Die keltischen Götternamen in den lateinischen Inschriften im linksrheinischen Militärgebiet der Germania Superior. Religiöse Erscheinungsformen in einer Kulturkontaktzone
Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Spickermann
Die Arbeit am FWF Projekt P 29274-G25: „Die keltischen Götternamen in den Inschriften der römischen Provinz Germania Inferior. Eine Fallstudie zu Religion im Kontext von Kulturkontakt und Kulturtransfer“, hat ergeben, dass eine Fortsetzung der Unternehmung mit einer Ausweitung des Untersuchungsraumes auf den benachbarten nördlichen Teil Obergermaniens und damit einer Ausweitung der Materialbasis äußerst wünschenswert ist. In dem nun beantragten Projekt bleiben Ziele und Fragestellung grundsätzlich die gleichen, doch werden sie mit Sicherheit zu vertieften und auch zusätzlichen neuen Erkenntnissen führen. Es sind folgende Ergebnisse, die, nach Meinung des Antragstellers, einen bedeutenden Fortschritt des Wissenstandes bringen werden: 1. Eine aktuelle Edition des gesamten relevanten Inschriftenmaterials, die in dem im Projekt P 29274-G25 erarbeiteten, neuen digitalen Format online zur Verfügung gestellt wird. 2. Eine detaillierte Gesamtdarstellung sämtlicher keltischsprachiger Götternamen des Untersuchungsgebiets, die bislang nicht existiert und die eine unverzichtbare Grundlage für alle einschlägigen Untersuchungen darstellt. 3. Eine Kontrolle, Vertiefung und Erweiterung der Ergebnisse, die bei der Auswertung und Analyse der keltischen Götternamen der Provinz Germania Inferior gewonnen wurden. Dazu gehören insbesondere die Fragenkomplexe: - Erscheinungsformen und Entwicklung von Kulten in Kulturkontaktzonen, - mentalitätsgeschichtliche Aspekte von Religion in Kulturkontaktzonen, - sozialgeschichtliche Aspekte von Religion in Kulturkontaktzonen, - politische Aspekte von Religion in Kulturkontaktzonen, - Verbreitung der keltischen Sprache nach der römischen Okkupation. Die Erweiterung des bisherigen Untersuchungsraumes „Germania Inferior“ auf die Militärzone um Mainz sowie die Gebiete der Treverer, Vangionen, Nemeter und Triboker bietet sich fast von selbst an. Einerseits weil sie räumlich angrenzt, andererseits aber auch wegen der zum bisherigen Untersuchungsraum ähnlichen – bzw. im Treverergebiet auch teilweise unterschiedlichen – Bevölkerungsverhältnisse. Die Einschränkung auf keltische Götternamen, erklärt sich pragmatisch daraus, dass das beantragte Projekt eine Fortsetzung einer bereits begonnenen Unternehmung mit dieser thematischen Eingrenzung darstellt, sowie grundsätzlich aus einer notwendigen Beschränkung des Arbeitsvorhabens, vor allem aber daraus, dass keltische Götternamen in lateinischen Inschriften ein ergiebiges Untersuchungsfeld für die Fragestellung Religion in Kulturkontaktzonen darstellen. Das beantragte Projekt ist eng verbunden mit dem internationalen Forschungsverbund F.E.R.C.AN., dessen Ziel es ist sämtliche keltischsprachigen Götternamen auf römischen Inschriften zusammenzustellen und zu analysieren.
6.500 Years of Solitude? Diachronic Pottery Research in Arcadia
Priv.-Doz. Mag. Dr. Elisabeth Trinkl
The excavations at Pheneos, Arcadia, Greece, conducted from 2011 to 2015 under the direction of K. Kissas and P. Scherrer brought to light substantial amounts of pottery. The prehistoric pottery has already been studied not only archaeologically but also scientifically in recent years. The much larger quantity of historic pottery was recorded using conventional methods: so far, we have macroscopically distinguished local and supra-regional production as well as long-distance imports. These results are now to be supplemented and improved (and if necessary corrected) by scientific analyses. In this way it will be possible to characterise local potting traditions and thus the project will contribute to a better understanding of the technological landscape of the Peloponnese throughout time, from the Neolithic to the early Modern period. o Hypotheses/research questions /objectives We are addressing two main research questions: 1. We aim at making our local and isolated system comparable to other pottery studies in the Peloponnese. 2. The ratio between locally made pottery (as identified macroscopically) and imports changes significantly in the approximately 6.500 years of settlement history at Pheneos. Closely connected to this is the examination of these changes from a geographical point of view: from where do imports come in what time period? And: Did the potters at Pheneos imitate imported pottery? o Approach/methods For the needs of the project archaeological data will be combined tightly with scientific data. More particularly, state-of-the-art methods as ceramic petrography through pottery thin section analysis, refiring tests, elemental bulk analyses (Neutron Activation Analysis), as well as textural and elemental (semi-quantitatively) analysis of ceramic bodies and slips/paints (Scanning Electron Microscopy) will be applied. This data will be compared to clay samples collected in a geological survey. We may expect a catalogue of fabrics, wares and shapes which were in use in the Northeastern Arcadia. o Level of originality / innovation The approach is based on an integrated program of analyses. It is the first time that this kind of studies is undertaken in our area. The methods themselves are well established and proven, but the fact that one team covers the timespan from the Neolithic to the Modern period will ensure novel insights in production, trade and use of pottery in these periods. o Primary researchers involved Besides the PI, the archaeologists involved are E. Alram-Stern, R. Klöckl, J. Kraschitzer, and M. Zavadil. Each researcher contributes her expertise on pottery of a specific period to the project. In cooperation with an international team of scientific specialists, C. Burke, I. Iliopoulos, J. Sterba and others, they will establish a diachronic framework of the pottery found in Pheneos.
Franz Waxman: Zwischen Filmmusik und Konzertsaal
Priv.-Doz. Dr. Ingeborg Zechner, MA
Franz Waxman (1906–1967) zählt zwar zu den bekanntesten Vertretern der „klassischen“ Hollywood-Filmmusik, ist aber im Gegensatz zu seinen Zeitgenossen Miklós Rózsa, Erich Wolfgang Korngold oder Max Steiner, bislang nur lückenhaft erforscht. Das Projekt „Franz Waxman – Zwischen Filmmusik und Konzertsaal“ soll einen neuen und umfassenden Blick auf Hollywoods Filmmusik der 1940er bis 1960er Jahre eröffnen, der über rein biographische oder musikanalytische Einzelbetrachtungen hinausgeht. So wirkte Waxman in einem internationalen nicht nur als Filmkomponist, sondern auch als Festivalveranstalter, Dirigent und Komponist von Konzertmusik. Der Fokus des Projekts „zwischen Film und Konzert“ zielt dabei nicht darauf ab, vermeintlich gegensätzliche Sphären aufzeigen, sondern die unterschiedlichen medialen und ästhetischen Transfers „zwischen Film und Konzertsaal“ als integralen Bestandteil der Hollywood-Filmmusik der 1930er bis 1960er Jahre verdeutlichen. Diese Transfers passierten vor einem die Gegensätze zwischen „E- und U-Musik“ hervorhebenden Pressediskurs im Spannungsfeld zwischen Modernismus, kanonisierter Konzertkultur aus dem 19. Jahrhundert und zeitgenössischer populärer Musik, der entsprechend Einfluss auf die Karrieren emigrierter Komponisten nahm. Das Projekt wird die folgenden Themenbereiche bearbeiten bzw. die komplexen Verbindungen zwischen den einzelnen Bereichen im Kontext der Karrieren von Waxmans Zeitgenossen aufzeigen: - Migration von Filmkomponisten Anfang der 1930er Jahre am Beispiel von Franz Waxman als Abgrenzung zur „Musikermigration“ und unter Berücksichtigung der unterschiedlichen Karriereperspektiven - Waxman als Gründer und Leiter des Los Angeles Music Festival „zwischen Filmmusik und Konzertsaal“ - Inter(-nationale) Rezeption und Selbstmarketing von Waxman als Festivalorganisator, Dirigent, Konzert- und Filmkomponist - Mediale Transfers in Waxmans musikalischem Schaffen: Konzertadaptionen, Film-Soundtracks und Theme Songs Durch die Einbeziehung und Verbindung unterschiedlicher methodischer Perspektiven (historisch-quellenkritisch, rezeptionsästhetisch, diskursanalytisch, (film)musikanalytisch, medienästhetisch, soziologisch) verfügen die aus dem Projekt entstehenden Forschungsergebnisse über eine breite Anschlussfähigkeit in einer Vielzahl an wissenschaftlichen Disziplinen. Das Projekt schließt eine Forschungslücke in der Filmmusikforschung und macht gleichzeitig eine Vielzahl an wichtigen und weitgehend unbekannten Materialien aus unterschiedlichen Archiven in den USA, Deutschland und Frankreich zugänglich.
The research project “Franz Waxman (1906–1967): Between Film Music and the Concert Hall” is situated in the fields of musicology, film music studies, migration studies as well as media studies. It has a strong interdisciplinary focus. Research objectives The objective of this project is to close the gap in scholarly research on the composer Franz Waxman with the focus on his life and works “between film music and the concert hall.” The project does not aim to produce a biography of Franz Waxman. Rather, it will relate Waxman’s career as a (film) composer, concert organizer and conductor in the American as well as the international music and film industries. The project aims to analyze the working mechanisms in the adaptations of his film music in the form of concert adaptations, radio suites/movie soundtracks as well as theme songs. It will be shown that Waxman’s professional career was characterized by collaborative working practices, a high awareness of different media and international cultural politics. The results of the project will be presented in form of a monograph, articles in international scientific journals as well as in an international conference.
“Tout Vienne me riait”: Family and Court Relations in the Memoirs of the Countess Louise Charlotte of Schwerin (1684−1732)
Univ.-Prof. Dr. Georg Vogeler, MA
The memoirs of the countess Schwerin were written around 1724 and have survived in two non-identical copies, one found in Aix-en-Provence and one in Vienna. Geographically, the life story narrated in the text stretches from the Dutch countryside to Poland, Warmia, and Silesia, but is centred at the courts of Berlin and Vienna. The text is remarkably dense and multifaceted and allows rare insights into female court networks and “Lebenswelten”. The proposed project aims to combine a scholarly digital edition of this unique source with epistemically motivated research.
Power and Diplomacy. The Illuminated Charter in France
Univ-Prof. Dr. Georg Vogeler, MA
luminierte Urkunden, d.h. schriftliche Rechtsakte mit Elementen der künstlerischen Gestaltung, haben in den letzten Jahren zunehmend an Bedeutung gewonnen. Basierend auf den Erfahrungen zweier vorangegangener interdisziplinärer Projekte möchte der Antragsteller die Entwicklung französischer Leuchtdokumente im Mittelalter mit besonderem Fokus auf die Produktion von Karl V. und Karl VI. untersuchen. Während eines dreimonatigen Forschungsaufenthaltes in Paris, der vom Deutschen Forum für Kunstgeschichte finanziert wurde, konnten rund 900 Chartas mit Dekoration gesammelt werden. Ziel ist es, mit diesem Material eine vorläufige Geschichte des französischen illuminierten Dokuments in der Datenbank monasterium.net zu präsentieren. Jedes Dokument wird mit einer kunsthistorischen Beschreibung und Klassifizierung versehen. In einem bereits für den kollektiven Ablass entwickelten und zu diesem Zweck modifizierten Glossar (https://www.monasterium.net/mom/index/IllUrkGlossar) werden die über die reine Aufzeichnung hinausgehenden Fragen erläutert. Ziel ist es, neben der positivistischen Materialsammlung auch die verschiedenen Gründe zu erforschen, warum man sich die Mühe gemacht hat, zusätzlich einen Gesetzestext zu dekorieren. Fragen zur Sensibilisierung der Öffentlichkeit, Zusammenhänge zwischen dem sozialen Status des Emittenten/Herstellers/Empfängers. Künstlerische Fragen, warum Farbe in französischen Urkunden und Grisaille als bewusstes Ausdrucksmittel eine so geringe Rolle spielt. Fragen zur Gönnerschaft, insbesondere in den Zeiten von Karl V., werden ein wichtiger Bestandteil der Untersuchung sein. Das gesamte Projekt wird ein neues Licht auf die sozialen, politischen und kulturellen Ziele der französischen illuminierten Charta werfen. Das Studium dieser Urkunden kann wesentlich zu unserem Wissen über die Kunstgeschichte, aber auch über die mittelalterliche Geschichte, Paläographie, Heraldik und Diplomatie beitragen. Da es keine zusammenfassenden Publikationen zu diesem Thema gibt, ist die Präsentation des Materials an sich innovativ. Die in Monasterium.net angebotenen digitalen Mittel werden es ermöglichen, die Entwicklungen in Frankreich mit denen in anderen europäischen Ländern zu vergleichen, was heute noch nicht möglich ist. Vor allem ein kunsthistorisches Projekt, ein interdisziplinärer Ansatz ist dennoch zwingend erforderlich. Ein Digital Humanist sollte für die angemessene Präsentation von Metadaten und die Modifikation einer virtuellen Forschungsumgebung sorgen, einschließlich der Erweiterung der zugehörigen, einem so genannten Glossar in monasterium.net. Ein Diplomatiker stellt die Regesten zur Verfügung (kurze wissenschaftliche Zusammenfassung des Inhalts). Als Kunsthistorikerin ist die Bewerberin seit Beginn der Recherche zu beleuchteten Dokumenten an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften im Oktober 2014 im Team und beschäftigte sich vor allem mit den Sammelindulgenzen aus Avignon. Ihre wissenschaftlichen Arbeiten beschäftigten sich mit der französischen Buchmalerei der Zeit um 1400. Ihre Interessengebiete sind die christliche Ikonographie, die Untersuchung der Zusammenhänge zwischen der Handschriftenproduktion und ihren Auswirkungen auf die Buchmalerei sowie Fragen der Stilgeschichte.
Illuminated charters, i.e. written legal acts featuring elements of artistic decoration, have been getting broader attention in the past years. Based on the experiences of two previous interdisciplinary projects, applicant would like to explore the development of French illuminated documents in the Middle Ages with a special focus on the production of Charles V and Charles VI. During a three-month research stay in Paris funded by the Deutsches Forum für Kunstgeschichte, applicant was able to collect around 900 charters with decoration. The purpose is to using this material to present a preliminary history of the French illuminated document in the database monasterium.net. Each document will be provided with an art historical description and classification. The questions that go beyond the mere recording will be explained in a glossary developed already for the collective indulgences (https://www.monasterium.net/mom/index/IllUrkGlossar) and modified for this purpose. The aim is to explore, in addition to the positivistic collection of material, the different reasons why people took the trouble to additionally decorate a legal text. Questions for the public awareness, links between the social status of the issuer/ manufacturer/ recipient. Artistic questions as to why colour plays such a minor role in French documents and grisaille as a conscious medium of expression. Questions about patronage, especially in the times of Charles V le sage, will be an important part of the invesitgation. The project as a whole will shed new light on the social, political and cultural purposes of French illuminated charters. The study of these documents can contribute considerably to our knowledge of art history, but also of medieval history, palaeography, heraldry and diplomatic. Since there are no summary publications on the topic, the presentation of the material is innovative in itself. The presence at www.monasterium.net/mom/IlluminierteUrkunden/collection will make it possible to compare developments in France with those in other European countries, which is still not possible today. Mainly an art historical project, an interdisciplinary approach is nevertheless mandatory. A digital humanist should ensure the appropriate presentation of metadata and the modification of a the virtual research environment, including the extension of the related , a so-called glossary in monasterium.net. A diplomatist will provide the entries with a calendar (short scholarly abstract of the content). As an art historian, applicant has been a member of the team since the beginning of research on illuminated documents at the Austrian Academy of Sciences in October 2014 and was mainly occupied with the collective indulgences from Avignon. Her academic theses dealt with French book illumination of the time around 1400. Her fields of interest are Christian iconography, the investigation of the connections between manuscript production and its effects on book illumination as well as questions of history of style.
Hierarchies and networks. The castles of Wildon (Styria)
Ao. Univ.-Prof. Mag. Dr. Manfred Lehner
The project has a clear archaeological focus. At the Institute of Classics (University of Graz), a project on the early medieval settlement of the south-eastern alpine region funded by the FWF has been successfully completed recently. It has become clear that in Wildon (Styria), a central place existed already the late Early Middle Ages. The present project focusses on the further fate of the early center on the castle hill of Wildon in the Middle Ages and up to the early modern period. Altogether, five medieval castles are located here. This cluster is unparalleled in the south-eastern Alpine region. The central research questions of the project include the emergence and chronology of the Wildon Castles. Not only the special functions of the individual castles, but also the “inner networks”, i.e. the mutual relationships and dynamics of this group of fortifications will be explored. Further research questions concern the supraregional importance, the effective defensive capabilities of the castles and their potential role in the network of fortifications in the south-eastern Alpine region. In addition, the fortification “Neu-Wildon” offers a good opportunity for studying the fate of a castle in the late Middle Ages and early modern times. In order to systematically address the research questions, the project has a wide range of mainly archaeological sources available. This includes finds and records from several decades of excavations, mostly unpublished. A precise chronological framework based on cross-regional comparisons will be developed. The phases and sub-phases of the castles are to be worked out from the point of view both of archaeology and building research, including a new assessment of the masonry in accordance with the modern state of research. Subsequently, the results will be compared to the historical sources. The cluster of castles at Wildon offers a constellation of archaeological sources that is unique for the eastern Alpine region and also very rare to find on a supraregional level. It will be examined using a combination of proven archaeological methods and modern (3D-supported) building research, further including the results of historical research in order to achieve a synthesis that allows us to answer to the above-mentioned research questions about internal relationships and external networks. The applicant Manfred Lehner, an associate professor at the Institute of Classics at the University of Graz, specialises in medieval archaeology. Three more specialists in medieval and early modern finds are included in the project application (Christoph Gutjahr, Levente Horváth, Johanna Kraschitzer).
Lupus in fabula - Ancient Fable Poetry. Commentaries and Narratological Approaches to a long-neglected Genre
Univ.-Prof. Dr. Ursula Gärtner
Phaedrus, Babrius, Avianus: three authors, two languages, one genre – fable poetry. For a long time, they were neglected in research or treated in a one-sided way. Either the history of motifs and texts predominated or the texts were read as a source of socio-critical experiences. Recent work (i.a. by the PI) lets us understand the individual fable collections as texts of idiosyncratic literary creation. The research situation is now better for Phaedrus, but deplorable for Babrius and especially Avianus. Desiderata for all three are commentaries, interpretations and overall studies that draw on methods of modern literary theories. Hypothesis/objectives The hypothesis of the Graz research group is that these poems must be perceived as sophisticated texts that inscribe themselves in the literary discourse of their time and thus by self-reflexivity also become fables about literature. Our overall objective is to provide fundamental research, especially interpretative commentaries on the fable collections. The PI has published commentaries on Phaedrus’ fables B. 1 and 2-3; while one on 4-5 is in progress. L. Spielhofer (OeAW scholarship) works on Babrius’ fables. We have developed a digital school edition of ancient fables, the ‘Grazer Repositorium antiker Fabeln’ (GRaF; gams.uni-graz.at/context:graf), funded by BMBWF. In the sub-projects applied for here, the overall project is to be completed with a commentary on Avianus’ fables and with comparative studies on the narrative strategies of the three collections. Approach The hybrid of an interpretative commentary proved to be suitable. In addition to the explanations of text, language, style, realia, etc., the focus is on the interpretative analysis of the texts. Based on a close reading, the intertextual references are considered and the narratological peculiarities analyzed (e.g. narrative situation, narrator, narratee, focalization, communication structure, narrative mode, analysis of plot, character, space and time, emotion); questions about the instances of author and reader are also taken into account. The commentary on Avianus will fill the gap accordingly. Complementary comparative case studies on narrative strategies of all three fable collections will combine aspects from structural, historical, emotional and diachronic narratology and show what is specific to fable poems and to each collection, what remains, what changes and to what extent contemporary literary discourses are incorporated. Level of originality/innovation Our hypothesis and approach to Avianus’ fables are highly original. The innovative form of the interpretative commentary has been appreciated by reviewers. Systematical comparative studies on the narratology of ancient verse fables are a desideratum. Primary researchers involved Prof. Dr. Ursula Gärtner, Institute of Classics, University of Graz
Digitale Edition der Theaterchroniken Gumpenhubers (1758-63)
Priv-Doz. Dr. Ingeborg Zechner, MA
Größerer Forschungskontext Der Wiener Hof als ein Zentrum des Sozial- und Kulturlebens im Europa des 18. Jahrhunderts verfügte über ein breites Repräsentationsnetzwerk, in dem Hoftheater (und deren Personal) als wichtige Institutionen des kulturellen Handelns wirkten. Für die Jahre 1758 bis 1763 ist das kulturelle Handeln des Wiener Hofs durch die Theaterchroniken Philipp Gumpenhubers dokumentiert. Diese Theaterchroniken stellen eine bedeutende und einzigartige Quelle für die Musikgeschichte des 18. Jahrhunderts dar und geben nicht nur Einblicke in die Theaterinstitutionen, sondern auch in das soziale und politische Leben des Wiener Hofs. Erst in jüngerer Zeit verwendet die Forschung zum Musiktheater des 18. Jahrhunderts einen erweiterten Werkbegriff, der vorsieht, dass das musikalische Werk nicht mehr nur als musikalischer „Text“, sondern vielmehr als „Aufführung“ begriffen wird, die von einer Vielzahl an „Akteuren“ in Verbindung mit deren soziokulturellem Kontext auf unterschiedlichen Ebenen beeinflusst wird. Dieser auf kultur- und theaterwissenschaftlichen Konzepten basierender „performative turn“ hat die Beschäftigung mit Musiktheatergeschichte nachhaltig verändert und bietet vielfältige interdisziplinäre Anknüpfungspunkte. Ziele Das Projekt verfolgt drei Ziele: 1.) Das Erstellen einer wissenschaftlichen digitalen Edition der Theaterchroniken (GuDiE), wodurch eine der wesentlichsten Quellen des Wiener Theaterlebens in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts langfristig einer breiten Öffentlichkeit über eine virtuelle Plattform zugänglich gemacht wird. 2.) GuDiE stellt eine grundlegende, wissenschaftlich-kuratierte Daten zur Verfügung, die als „linked data“ den Ausgangspunkt für weitere interdisziplinäre Projekte zur Kulturgeschichte Europas bildet. Darüber hinaus liefert GuDiE wertvolle Daten für bereits bestehende prosopographische Forschungsprojekte. 3.) Als wissenschaftlich-kritische Edition kreiert GuDiE bedeutende Erkenntnisse in Bezug auf das komplexe Zusammenspiel soziokultureller, politischer, repräsentativer und ökonomischer Faktoren in Bezug auf das Hoftheaterleben des 18. Jahrhunderts. Methode GuDiE verknüpft historische Quellenkritik mit kulturwissenschaftlichen Theorien und nutzt XML-Kodierung auf Basis der TEI-Standards. Dadurch trägt GuDiE im Bereich der Eventmodellierung sowohl dem „performative turn“, als auch Theorien von sozialem Handeln und institutionellen wie sozialen Netzwerken Rechnung. Als „assertive edition“ konzipiert, bedient sich GuDiE der Kombination von XML-Kodierung und „graph data“, wie auch der Technologien des „semantic web“. Letzteres sichert die langfristige Nutzbarkeit der durch die Edition gewonnenen Forschungsdaten. Innovationsgrad Im Rahmen des Projekts werden Datenmodelle entwickelt, welche die Interoperabilität von Aufführungsdaten sicherstellen, gleichzeitig aber auch die komplexen Beziehungsgefüge, die zwischen Aufführungen, Werken, Personen (und deren Rollen) und Orten bestehen, historisch adäquat berücksichtigen. Schließlich ermöglicht das Einbinden von Visualisierungsmöglichkeiten in GuDiE (das über einfache Datenabfragen hinausgeht) wissenschaftliche Erkenntnisse mit hohem Neuheitsgrad zu erlangen. Die Methoden der Digital Humanities ergänzen das methodische Profil der historischen Musikwissenschaft in idealer Weise und tragen dadurch zu innovativen und interdisziplinär nutzbaren Erkenntnissen bei. Letztlich legt die Forschungsleistung von GuDiE inhaltlich wie methodisch eine fundamentale Basis für zukünftige digitale Projekte zur Kulturgeschichte Europas im 18. Jahrhundert.