Rivers in Crisis – Danube, Drava, Drina
FWF ERA-Net (2025-2028)
Dieses interdisziplinäre, mehrsprachige und transnationale Projekt geht literarischen and filmischen Krisennarrativen rund um die geographischen, historischen und kulturellen Verflechtungen zwischen den Flüssen Donau, Drau und Drina nach. Das Projekt ist an der Schnittstelle zwischen Germanistik und Südslawistik angesiedelt und erforscht diese drei liminalen Wasserwege sowohl als abgrenzende als auch als durchlässige Orte, welche Österreich und den Westbalkan in der kulturellen Imagination verbinden, mitsamt ihren unterschiedlichen Herausforderungen und Annäherungen.
Durch die Analyse literarischer und filmischer Quellen sollen Flüsse als identitätsstiftende Entitäten untersucht werden, welche nicht nur internationale Handelswege darstellen, sondern kollektive Zugehörigkeiten und nationales Kulturerbe formen. In ihrer Funktion als liminale Berührungspunkte für verschiedene linguistische, ethnische und religiöse Bevölkerungsgruppen bilden sie konkurrierende Machtdiskurse ab, in welchen sich Vorstellungen von Reinheit und Eigentum stets im Konflikt zu den hybriden and transnationalen Eigenschaften dieser Naturschauplätze befinden. Trotz wiederholter Bemühungen diese Flüsse im Verlauf der letzten Jahrhunderte auf unterschiedlichste Weise zu kontrollieren (durch Begradigungen, Dammbau, Abholzung usw.) und zu überwachen (durch Schranken, Überwachungstechnologien, Patrouillen) sind diese Flüsse nach wie vor unberechenbare Naturschauplätze ökologischer und menschengemachter Krisen wie z.B. Überflutungen, Dürren, Umweltverschmutzungen, Menschenhandel und Migration.
Das Projekt untersucht somit, auf welche Art und Weise österreichische und (ex-)jugoslawische Prosa, Reiseberichte, Volkssagen, Gedichte und Filme von 1918 bis zur Gegenwart auf ökologische, ökonomische und politische Krisen durch das Motiv der Flüsse verhandeln (mit der Donau, der Drau und der Drina als zentrale Fallstudien). Ziel des Projektes ist es, durch eine transnationale Karte von literarischen und filmischen Flussnarrativen herauszuarbeiten, wie historische Krisenerfahrungen diese drei Flusslandschaften miteinander verbinden, aber auch welche Anhaltspunkte für individuelle und kollektive Resilienz sie bieten.